Rückstände des planetaren Wandels. Zu produktiven Substanzen industrieller Gesellschaftsverhältnisse

CFP Neue Kulturgeographie 2024

Veranstalter
Universität Münster
PLZ
48149
Ort
Münster
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
23.05.2024 - 25.05.2024
Deadline
17.01.2024
Von
Yusif Idies, Institut für Geographie, Universität Münster

Session: Rückstände des planetaren Wandels: Zu produktiven Substanzen industrieller Gesellschaftsverhältnisse, Tagung Neue Kulturgeographie 2024, 23.-25.5.24 in Münster

CFP Neue Kulturgeographie 2024

Session, Neue Kulturgeographie 2024, 23.-25.5. in Münster

Yusif Idies (Institut für Geographie, Universität Münster) und Johanna Kramm (ISOE, Frankfurt a.M.) (für das interdisziplinäre Forschungsnetzwerk „Abfall in Bewegung“, https://waste-in-motion.org/)

Rückstände des planetaren Wandels: Zu produktiven Substanzen industrieller Gesellschaftsverhältnisse

Rückstände gelten oft als unerwünschte, fehlerhafte, ausversehen übriggebliebene Materie, als Nebeneffekt, Störfaktor, als das Ausgeschlossene und „Uneigentliche“, das sich immer wieder seiner Beseitigung entzieht und verbleibt. Abfälle, Emissionen, Partikel und Chemikalien in Luft, Wasser und Boden werden vielfach als „Kehrseite“ industrieller Produktionsverhältnisse ver- und behandelt. Interventionen setzen entsprechend noch immer (und immer wieder) auf Begrenzung und Containment.

In unserer Sitzung möchten wir zum einen die Perspektive auf ebenjene Praktiken der Eindämmung legen, zum anderen aber auch diese umdrehen und die Produktivität von Rückständen fokussieren: Was wird sichtbar, wenn der Blick darauf gerichtet wird, was sie erlauben bzw. sicherstellen? Damit soll keineswegs eine affirmative Wende einhergehen. Stattdessen soll ergründet werden, inwiefern und inwieweit Rückstände als konstitutiv für industrielle Gesellschaftsverhältnisse verstanden werden können – und damit weniger als Kehrseite, sondern vielmehr als essentieller Bestandteil aktuellen planetaren Wandels zu begreifen sind. In Anlehnung an Boudia et al. (2018, 2022) verstehen wir Rückstände als soziomaterielle Entanglements, die soziale Strukturen und Machtverhältnisse materiell ermöglichen bzw. festschreiben. Rückstände weisen eine Persistenz und Irreversibilität auf, sie sind materielle Objekte auch wenn sie häufig vernachlässigt und als immateriell behandelt werden, sie sind „slippery“, denn sie entgehen häufig modernen Produktions- und Regulierungssystemen, sie sind widerspenstig (unruly) und wiedersetzen sich Regulations- und Containmentversuchen und sie erfordern als „matter that is not supposed to matter“ doch immer wieder Arbeit oder Energie, sie zu reinigen, säubern, aufzulösen oder wegzuräumen (Boudia et al. 2022: 9-13).

Indem wir Rückstände von den Rändern ins Zentrum rücken, möchten wir deren Bedeutung im Kontext planetaren Wandels diskutieren. Wir freuen uns auf Beiträge, die diese Thematik von konkreten Phänomenen her aufgreifen und entfalten: Wie eröffnen materielle Rückstände den Blick auf planetare Krisen und welche Konsequenzen zieht dies nach sich? Worin liegt das emanzipatorische Potential, Rückstände als systematische „matter in place“ zu begreifen? Welche Relevanz entfaltet eine solche Perspektive mit Blick auf mögliche Pfade der Transformation? Wie können vor einem solchen Hintergrund alternative – möglicherweise zunächst kontraintuitive – Interventionen gedacht werden?

Beiträge mit Titel, 4-5 Keywords sowie Kurzabstract in 2-3 Sätzen können bis zum 17.01.2024 und damit über das Ende der NKG-Deadline hinaus eingereicht werden. Wir freuen uns auf Eure/Ihre Beiträge und Rückfragen an idies@uni-muenster.de und johanna.kramm@isoe.de .

Literatur:

Boudia, S. et al. (2018): Residues: Rethinking Chemical Environments. In: Engaging Science, Technology, and Society 4, 165-178 DOI:10.17351/ests2018.245
Boudia, S. et al. (2022): Residues. Thinking Through Chemical Environments. New Brunswick, NJ: Rutgers Univ. Press.

Kontakt

idies@uni-muenster.de johanna.kramm@isoe.de

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Deutsch
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